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Ulf verbeugt sich vor den Fans / Quelle SZ-Online.de

15 Juni 2008

Der „Final countdown“ – gesungen von Patty Ryan – war noch nicht verklungen, als der „Schwarze“ gestern Abend zum letzten Mal in seiner Karriere ins Schwarze traf – noch einmal im Gelb-Schwarz der Dresdner Dynamos. 19.49 Uhr erlebte Ulf Kirsten mit einem Feuerwerk im Rudolf-Harbig-Stadion den „krönenden Abschluss einer supergeilen Zeit“. 33 000 Fans feierten den gebürtigen Riesaer mit stehendem Applaus und Plakaten. „Wie die Jahre auch vergehen – du wirst immer in unserem Herzen stehen“, war zum Beispiel zu lesen. Mit Tränen in den Augen ging Kirsten auf die Ehrenrunde, schüttelte tausende Hände. Danke war das Wort des Abends. „Ich verbeuge mich vor meinen Fans“, erklärte der scheidende Profi, dann konnte er vor Rührung nicht weitersprechen.  
Danke sagten aber auch seine Wegbegleiter. „Er war nicht nur einer, der auf dem Platz die Mannschaft mitgerissen hat“, erklärte Christoph Daum. „Er brachte eine hohe soziale Kompetenz mit und kümmerte sich um die Mitspieler, denen es gerade nicht so gut ging. Er hat von seinem Erfolg immer etwas abgegeben.“ Das muss Toni Polster natürlich ein bisschen anders sehen, denn er stürmte für den 1. FC Köln, und Kirsten kannte mit Leverkusen auf dem Rasen selten Erbarmen. „Er hat halt meist in der besseren Mannschaft gestanden“, frozzelte der Österreicher. „Die Resonanz bei seinem Abschiedsspiel zeigt, wie beliebt er ist.“ Ein anderer Stürmer wurde nicht nur in Torgau geboren, sondern war ähnlich torhungrig wie Kirsten: Olaf Marschall. „Selbstverständlich“ war der frühere Dynamo nach Dresden gekommen, um Ulf Tschüss zu sagen. „Es ist ein Traum für Ulf, dass das Stadion so voll ist.“

Auch Hartmut Schade staunte, als er aus dem Kabinengang trat. „Das ist wirklich wie früher zu den Europacupspielen, auf die wir uns wochenlang gefreut haben. Die Leute sind schon zwei Stunden vor Beginn im Stadion.“ Deshalb hatte auch er „wie früher die 18er Stollen angeschraubt“. Aber der Olympiasieger von 1976 legte den Finger auch in die Wunde: „Das Abschiedsspiel zeigt wieder einmal, welches Potenzial in und um Dresden vorhanden ist. Wenn ich aber das Stadion sehe! Überall passiert etwas, nur nicht dort, wo das Zuschauer-Interesse im Osten am größten ist.“

Die Fußball-Gala mit 17 Toren wischte die Nachdenklichkeit für diesen Abend beiseite, in dessen Mittelpunkt noch einmal Ulf Kirsten stand, den sogar der strenge Eduard Geyer adoptiert hätte. „Na klar“, antwortete der Cottbuser Zweitliga-Coach auf eine solche Frage, denn „er ist ein Typ, den man einfach gern haben muss“. Die Anhänger lieben ihn. Das dokumentierten sie mit einer riesigen Choreografie vor dem Anpfiff. Wochenlang hatten sie Folien zusammengeklebt, etwa 1 000 Euro für den Materialkauf gesammelt für diesen bewegenden Moment: Über das halbe Stadionrund zogen sie die Buchstaben „Ulf“ und sein Gesicht. Doch nach nicht ganz 90 Minuten kam sie, die Zeit, Goodbye zu sagen. Sein Sohn Benjamin, der bei Leverkusens B-Jugend im Tor steht, löste Ulf Kirsten symbolisch auf dem Rasen ab, auch wenn Spielerberater Schade meinte: „Den Ulf könnte ich schon noch einem guten Verein vermitteln.“ Beim Blick zurück, meinte Matthias Sammer, sollte Kirsten keinen verpassten Möglichkeiten nachtrauern. „Das Stadion zu seinem Abschied ist voll. Das ist Anerkennung genug.“

Dynamo Allstars – Ulfs Dream-Team 8:9 (1:4)Tore: 0:1 Rudi Völler, 0:2, 0:3 Ulf Kirsten, 1:3 Torsten Gütschow, 1:4 Jürgen Kohler, 1:5 Fredi Bobic, 1:6 Karlheinz Riedle, 1:7 Bobic, 2:7 Kirsten, 3:7 Gütschow, 4:7 Jörg Stübner, 4:8 Bruno Labbadia, 5:8 Kirsten, 5:9 Thomas Reichenberger, 6:9 Kirsten, 7:9 Andreas Thom, 8:9 Kirsten.

 

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